Mit der Gründung von Las Vegas 1905 entstand zunächst ein Knotenpunkt inmitten der Mojave-Wüste. Begünstigt durch die liberale Glücksspiel-Gesetzgebung, entwickelte sich die Casino-Stadt im Folgenden zu einer der hochkarätigsten Entertainment-Cities. Heute gehört die außergewöhnliche Glitzermetropole zu den am schnellsten wachsenden Städten der USA.

Geschichte

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Stadt Las Vegas (spanisch: Die Auen) inmitten der Mojave-Wüste in der Nähe natürlicher Wasservorkommen angesiedelt.1 Las Vegas wurde zu einem bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt auf der Strecke zwischen Salt Lake City und Südkalifornien, da hier die Dampflokomotiven mit Wasservorräten befüllt werden konnten.2 Bereits bei Fertigstellung der Bahnstrecke 1905, teilte die „Las Vegas Land and Water Company“ das Land in 100 Parzellen und verkaufte es an Investoren.1 Wegen der ausgeprägten Glücksspielszene und dem illegalen Verkauf von Alkohol durch die Mafia während der Alkoholprohibition (1920-1933), erlebte die Stadt ein schnelles Wachstum. 1931 legalisierte der Staat Nevada das Glücksspiel und erhoffte sich dadurch eine bessere Kontrolle. Zu Beginn war das Glücksspiel nur im Stadtzentrum auf der „Freemont Street“ erlaubt, jedoch entstanden in kurzer Zeit auch außerhalb des ausgewiesenen Bereiches neue Casinos. Um Besucher*innen aus der Innenstadt anzulocken, wurde 1941 das „El Rancho Vegas“ als erstes Multientertainmentunternehmen mit Freizeit- und Übernachtungsangeboten realisiert, was den Grundstein für den  „Las Vegas Boulevard“ legte. Nach und nach entstanden immer mehr Hotels mit inszenierten Themenwelten. Auch durch die Vertreibung der Mafia Ende der 1970er-Jahre, zog Las Vegas immer mehr Tourist*innen an. Seit 1990 gehört Las Vegas zu den am schnellsten wachsenden Städten der USA.4

Übersicht

Parzellierung 1905
 
Straßenraster Heute

Regelwerke und Entwicklung

Entlang des „Las Vegas Boulevards“ sind die Gebäude zweiseitig in einer Reihenbebauung angeordnet.5 Die Parzellierungen der Grundstücke orientieren sich an einem strengen Grundraster.6 Die Hotelgebäude stehen zumeist auf einem ein- bis zweigeschossigen Sockel und bilden zur Straße hin einen Vorplatz aus. Auf der Rückseite befinden sich den jeweiligen Hotels zugehörige Parkhäuser. In den Erdgeschosszonen finden sich öffentliche Nutzungen wie Shopping-Malls, Theater und insbesondere Casinos. Von ihnen finden sich heute entlang des Las Vegas Boulevards auf einer Länge von knapp 7 km insgesamt 28 Stück. Die einzelnen Hochpunkte haben bis zu drei „Arme“, um mehr belichtete Flächen anbieten zu können. Vereinzelt bilden die Gebäudestrukturen Höfe auf den Sockeln aus, die beispielsweise als Poollandschaften genutzt werden.7 Die Attraktionen auf den Vorplätzen sollen die Gäste in die jeweiligen Themenwelten einladen. Bereits Robert Venturi* & Denise Scott Brown* sprachen von einer „rhetorische[n] Front und eine[m] konventionellen Hintergrund“8 und beschreiben die Gebäude in Las Vegas Gebäude als „dekorierte Schuppen“9, da sie zur Vorderseite aufwendig und dekorativ und zur Rückseite funktional gestaltet sind. Ebenfalls typisch ist die Abfolge von einer Straße, Vorplatzsituation und einem Casino. Laut Venturi und Scott Brown stellen, die künstlich beleuchteten und klimatisierten Casinos eine Oase in der blendenden und heißen Wüste dar.10

Reihenbebauung
 
Morphologie
 
Typologie

Bis zu den 1950er-Jahre prägten vor allem ein- bis zweigeschossige Gebäude das Stadtbild, erst danach entstanden Hochhäuser, was den Bekanntheitsgrad von Las Vegas steigerte.14 Es gibt keine einheitlichen Vorgaben zur Traufhöhe der Gebäude oder zur Geschossigkeit, wodurch sich die Gebäudehöhen stark unterscheiden. Das höchste Gebäude entlang des Strips ist das „Hotel Bellagio“ mit 156 m.12 Obwohl die Grundstruktur der Parzellierung, sowie das Verkehrsnetz auf dem Gründerplan von 1905 basieren, variieren die Grundstücksgrößen der Hotelanlagen dennoch stark. Das Hotel Bellagio belegt beispielsweise eine Fläche von 240.000 m², während die des Hotels „Flamingo Las Vegas“ lediglich 80.000 m² beträgt.7 Heute erfolgt die Entwicklung des Strips hauptsächlich durch die Nachfrage der Nutzer*innen: Wird eine Auslastungsquote von 90 Prozent überschritten, so werden neue Großprojekte auf freien Flächen geplant.11 Die Stadt beabsichtigt für die Zukunft, ein besseres öffentliches Verkehrsnetz, mehr öffentliche Grünflächen sowie neue Büroflächen zu schaffen. 14

*Robert Venturi (1925-2018), Architekt, Vertreter der Postmoderne

*Denise Scott Brown (1931), Architektin, Vertreterin der Postmoderne

Vorplatzsituation
 

Sockel & Hochpunkt

Verkehr und Infrastruktur

Die vierspurige Hauptstraße „Las Vegas Boulevard“ verläuft parallel zum Freeway und führt bis nach Downtown. Der Strip durchschneidet das angelegte Straßenraster der Stadt, indem er von Süden nach Norden verläuft und nach Nordosten hin abknickt. Überwiegend befinden sich dekorativ gestaltete Grünstreifen sowie Parkplätze zwischen beiden Straßenrichtungen. Die dreispurigen Nebenstraßen ordnen sich orthogonal zur Hauptstraße an und fallen vereinzelt aus dem geordneten Raster. Die Erschließung des Strips erfolgt hauptsächlich durch den Individualverkehr. Kennzeichen hierfür sind die überdimensionierten Auffahrten von der Hauptstraße zu den jeweiligen Hotels. Obwohl eine Buslinie parallel zum Strip vorhanden ist, wird das Auto von den meisten Besucher*innen bevorzugt. Die breiten Fußwege auf beiden Seiten der Hauptstraße laden die Besucher*innen zum Flanieren ein. Ebenfalls auffällig sind Brücken oberhalb der Straßen, welche die Sockelebenen der Hotels miteinander verbinden.7

Straßenhierarchie
Erschließung im Straßenraum

Öffentlicher Raum

Der öffentliche Raum entlang des „Las Vegas Boulevards“ beschränkt sich auf die Straße und die Promenade. Jedes Grundstück grenzt direkt an den Boulevard und ist öffentlich zugänglich. Die Übergänge zwischen der Straße und den Casinos ist durch die ausgebildeten Vorplätze fließend und locken die Besucher*innen in die Casinos und Shoppingmalls. Als Rückzugsorte dienen lediglich die von der Straße abgewandten und den Hotelgästen vorbehaltenen Poollandschaften. Die Freiflächen der Hotelgelände sind als Vorplatz oder Hof ausgebildet und den jeweiligen Themenwelten angepasst. Entlang der Grünstreifen des Las Vegas Boulevards befinden sich vor den Hotelanlagen in einigen Bereichen angelegte Golfplätze sowie Wasserflächen, die der Aktivität und Attraktion dienen. Insgesamt zeichnet sich eine artifizielle Gestaltung des öffentlichen Raums ab, die durch die Hervorhebung von verschiedenen Skulpturen und Installationen, wie die „Fountains of Bellagio“, weiter verstärkt wird.7

privat/öffentlich zugänglich

Programme

Die Gebäude entlang des Las Vegas Boulevard orientieren sich zur Straße. Durch themenspezifische Elemente soll der Wiedererkennungswert der jeweiligen Hotels unterstützt werden. Darüber hinaus behaupten sie sich mit individuellen Attraktionen und auffälligen Leuchtelementen. Die Sockelzonen sind öffentlich zugänglich und beherbergen Casinos, Shopping Malls, Foodcourts, Theater oder Kongresshallen. Durch ihre auffällige Gestaltung entfalten sie zusätzlich eine anziehende Wirkung.8 Die Nutzungen entlang des Strips sind ausschließlich für Tourist*innen ausgelegt. So empfangen die Hotelanlagen jährlich bis zu 40 Millionen Gäste. Allein in den Hotels „The Venetian“ und „MGM Grand“ stehen jeweils über 5.000 Betten zur Verfügung.11 Westlich des Boulevards liegen Industrie- und Wohngebiete, welche durch den Freeway vom Tourismus getrennt sind. Östlich vom Las Vegas Boulevard grenzen öffentliche Parkplatzflächen direkt an die Grundstücke der Hotels an. Erst zwei Baureihen dahinter beginnen Apartment- und Wohnsiedlungen für die Bewohner*innen der Stadt.7

Erdgeschossnutzung
Fehler! Die Abbildung mit der Nr. 13 konnte nicht gefunden werden.

Welten in Welten

Die Wahrzeichen der Stadt Las Vegas und dem „Las Vegas Boulevard“ basieren auf der Nachahmung verschiedener Orte auf der Welt innerhalb der Stadt. Entscheidend bei der Inszenierung der Themen sind „ein hoher internationaler Bekanntheitsgrad, eine positive emotionale Aufladung sowie eine dauerhafte Attraktivität“.15 Durch die Assoziation bekannter Elemente innerhalb der jeweiligen Themenwelten wird den Passant*innen ein Gefühl von Vertrautheit vermittelt. Zusätzlich positiv wirkt die Vorstellung der Gleichheit unter den Menschen, da alle in ihrer Rolle als Konsument*innen dieselben Grundvoraussetzungen besitzen. Der Reiz der illusionären und idealisierten Orte besteht darin, ein angenehmes Erlebnis der kulissenartigen Architektur zu erfahren und die negativen Begebenheiten der globalisierten Welt auszublenden. Durch die grundsätzlich kontrollierte Umgebung blenden diese Orte die Hektik des Alltags aus und schaffen eigene Räume, losgelöst vom städtischen Kontext. Zusätzlich leiten die Wegeführungen die Besucher*innen gezielt zu den einzelnen Attraktionen. Mit künstlichem Licht simulierte Tageszeiten bewirken bei den Konsument*innen den Verlust des Zeitgefühles, was aus ökonomischer Sicht das Konzept der Themenwelten besonders effektiv macht.15

 

Auch interessant

Autor*innen

  • Frieda Bös (Leibniz Universität Hannover, Abteilung für Stadt- und Raumentwicklung, Sommersemester 2020)
  • Alexa Oppermann (Leibniz Universität Hannover, Abteilung für Stadt- und Raumentwicklung,  )

Quellen

  1. Wikipedia. Las Vegas. https://de.wikipedia.org/wiki/Las_Vegas, 14.06.2020
  2. Ellrich, Mirko / Klett Verlag, Ernst (Hg.): Terrasse Online. Las Vegas Infoblatt. https://www.klett.de/sixcms/detail.php?template=terrasse_artikel__layout__pdf&art_id=1004640, 2007
  3. Casinospielen. Geschichte von Las Vegas in Bildern. https://www.casinospielen.de/die-geschichte-von-las-vegas, 14.06.2020
  4. TU Dresden, (Hg.): Technical University Dresden. Grundlagen Städtebau. https://tu-dresden.de/bu/architektur/istb/stbe/ressourcen/dateien/studium/VL_Grundlagen-Staedtebau_Skript.pdf?lang=de, 14.06.2020
  5. Maps of the Past. Las Vegas Nevada Homeowners – William 1905. https://www.mapsofthepast.com/landowner-map-las-vegas-nevada-nv-williams-1905.html, Stand 14.06.2020
  6. Google earth. Las Vegas Boulevard. https://earth.google.com/web/search/Las+vegas+boulevard/@36.11749415,-115.1664428,630.69227985a,15023.33499349d,35y,0h,0t,0r/data=Cn4aVBJOCiUweDgwYzhjNDM4MzQyOGQ0ZWI6MHg0M2UyMTk1ZDBjMjY4MzRjGb4R3bOuDkJAIZ5KvPIPy1zAKhNMYXMgdmVnYXMgYm91bGV2YXJkGAIgASImCiQJ1ZKK7TQQQkARp2s4KfAMQkAZZivS7iLKXMAhMvLrpzbMXMA, Stand 14.06.2020
  7. Hisour Kunst Kultur Ausstellung. Architektur von Las Vegas. https://www.hisour.com/de/architecture-of-las-vegas-30955, Stand 14.06.2020
  8. Kühn, Christian / , Springer Verlag (Hg.): Springer Link. Ringstraße ist überall.Die dekorierte Schuppenente. https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-211-75786-4_52, 2008
  9. Venturi, Robert et al. / Birkhäuser, (Hg.): Lernen von Las Vegas – Zur Ikonografie und Architektursymbolik der Geschäftsstadt, S. 49, 58-59, 2001
  10. ISA-Guide. Las Vegas in Zahlen. https://www.isa-guide.de/isa-casinos/las-vegas/allgemeine-infos/las-vegas-in-zahlen, Stand 14.06.2020
  11. Skyscraper Page. Bellagio Las Vegas. http://skyscraperpage.com/cities/?buildingID=3388, Stand 14.06.2020
  12. City of Las Vegas Nevada. Vision 2045 Downtown Las Vegas Masterplan. https://files.lasvegasnevada.gov/planning/Downtown-Master-Plan-Vision-2045.pdf, Stand 14.06.2020
  13. Steinecke, Albrecht: Themenwelten im Tourismus - Marktstrukturen - Marketingmanagement - Trends, S. 3-4, 33-34, 99-101, 104, Oldenbourg 2011
Zurück